Ein komplexer keramischer Digitaldruck auf insgesamt 51 Gläsern verwandelt den Neubau der international aktiven Lerninstitution „Cambridge Assessment“ zur spektakulären Landmarke. Ausgangspunkt war die Frage des Künstlerehepaars Vong Phaophanit und Claire Oboussier: „Was bedeutet Wissen für Sie?“ – Die Antworten, zahlreich und in vielen Sprachen, druckte sedak (Gersthofen) auf 36 Zweifach-Laminate mit bis zu 4 x 2,45 Meter und 15 beschichtete Isoliergläser mit bis zu 4,58 x 1,98 Meter. Im Ergebnis steht ein starkes Statement für den transnationalen und interkulturellen Charakter der Non-Profit-Bildungseinrichtung – und für die Glaskompetenz von sedak. Wie ein Leuchtturm strahlen die safranorangen Schreiben bei Nacht vom 39 Meter hohen Büroturm in die Welt, indigo-blaugraue Scheiben unterstützten den zwei Gebäudekomplexe verbindenden Skywalk „Link“ in seiner metaphorischen Ebene.
Für mehr als acht Millionen Lernende in über 170 Ländern stellt das zur Universität gehörende Cambridge Assessment Lehrmaterial bereit und entwickelt die Grundlagen der Wissensvermittlung weiter. Um dies auch in Zukunft effizient zu gestalten, begann 2013 die Planung des sogenannten Triangle-Projekts in der englischen Universitätsstadt. Platz für bis zu 3.000 Mitarbeiter, Tagungsräume, Raum für modular an den Bedarf anpassbare Einrichtungen (zum Beispiel einen Kindergarten) und eine Vielzahl an nutzbaren Außenanlagen sollen dem aktuellen Wachstumskurs der Non-Profit-Organisation die Entwicklungschancen wahren.
Weithin sichtbar: Der Querschnitt einer Definition von Wissen
Um diesen Kern von Cambridge Assessment weithin optisch greifbar zu machen, haben sich die Planer von Eric Parry Architects und HLM Architects für ein „Site responsive Artwork“ entschieden und dafür mit den Künstlern Phaophanit und Oboussier (London) zusammengearbeitet. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der Begriff „Wissen“ weltweit interpretiert wird – zeitenübergreifend und multilingual. Neben aktuellen Statements aus der ganzen Welt berücksichtigten die Künstler auch Definitionen, die sie auf alten Pergamenten und Papyri fanden. Entstanden ist so das Werk „IN ANDEREN WORTEN“ – ein Doppelstück, das zwei keramische Druckglasarbeiten umfasst. Eine für die Fassade des Skywalks, der die beiden Hauptgebäudekomplexe verbindet, und eine für die Spitze des 39 Meter hohen Zentralturms.
In enger Abstimmung mit den Kreativen brachte sedak die Kunst aufs Glas. „Wir sind auf sehr technikaffine und neugierige Partner getroffen, die großes Interesse daran hatten, was möglich ist und wie sich unsere Fähigkeiten in das Kunstwerk einbinden lassen“, berichtet sedak-Projektleiter Ralf Scheurer.
Keramischer Druck mit Erfahrung, Kompetenz und Wagemut
Unzählige Definitionen verschmolzen die Künstler zu einem schier überwältigenden Gesamtmix. Worte und Buchstaben verschiedener Größen und Sprachen verschwimmen, scheinbar übergangslos greifen sie ineinander und bilden eine massive Wörterfront, die aus der Ferne wie eine schillernde Farbmasse wirkt, aufgrund des präzisen Digitaldrucks aus der Nähe aber gut lesbar bleibt. An die Farblichkeit stellten die Künstler hohe Ansprüche: Mit genauen Vorstellungen über die richtigen Pantone-Farbtöne und deren detaillierten Abstufungen wurden in enger Zusammenarbeit mit sedak anhand von mehreren A3-Mustergläsern die richtigen Nuancen bestimmt. Während der „Link“ von Indigo- und Grautönen bestimmt wird, das starke Assoziationen zur Wissenschaft weckt, erinnert die Turmspitze an einen Leuchtturm und strahlt, nachts beleuchtet, safranorange in die Ferne. „Die Künstler waren mit Begeisterung in den technischen Prozess eingebunden und haben dabei auch Wechselwirkungen für ihr Werk mitgenommen. Wir teilen die Liebe zur Perfektion – deswegen konnte ein so aussagekräftiges Kunstwerk entstehen“, sagt Scheuer.
Technisch anspruchsvoller Druck
Um die insgesamt 476 Quadratmeter Glas den Vorstellungen der Auftraggeber entsprechend zu bedrucken, setzte sedak seinen keramischen Digitaldrucker ein, der mit bis zu 1024dpi auch die feinen Linien der arabischen und fernöstlichen Schriftzeichen gestochen scharf auf die Scheiben setzte. Die kleinsten Buchstaben messen gerade einmal 6 Millimeter in der Höhe. Die UV-Beständigkeit der keramischen Farben und ihre Kratzfestigkeit sichern die Strahlkraft des Kunstwerks langfristig. Durch die akribische Kantenbearbeitung und eine Lamination mit freier Glaskante wurde eine hohe Qualität der Scheiben gewährleistet, die dem Anspruch der Elite-Universität gerecht wird.